Patricia Oefelein
Eine Segnung ist nicht etwas, was ein Mensch gibt.
Es ist ein Augenblick von Begegnung, in dem wir an unseren wahren Wert erinnert werden.
Rachel Naomi Remen
Liebe Frauen,
vor ein paar Tagen saßen mein Mann und ich auf der Terrassenbank nebeneinander, beide in Gedanken versunken. Aus einem Impuls heraus lehnte mein Mann seinen Kopf an mich und ich legte meinen Arm um seine Schultern. Eine Weile saßen wir so. Ich fühlte mich ruhig und entspannt verbunden.
Als Ralf -so heißt mein Mann- sich wieder aufrichtete, meinte er staunend:
"Vorher war mein Kopf so voller Gedanken, durcheinander und angestrengt. Und jetzt mit dir ist es ganz still in mir geworden, alle Gedanken sind weg."
Das hat mich wieder einmal daran erinnert, wie sehr wir Menschen andere Menschen brauchen.
Vor allem einen offenen, „nichtswollenden“ körperlichen Kontakt.
Wir sind Körper, die Berührung lebensnotwendig brauchen, absichtslose Berührung, nährende Berührung, immer wieder.
In Seminaren, Frauenkreisen und auch in der Einzelbegleitung erlebe ich häufig, was möglich ist,
wenn wir genauso berührt werden, wie es jetzt für uns stimmig ist.
So, wie es uns in diesem Moment nährt, wohltut und uns in unserem Sosein bestätigt und willkommen heißt.
Was ist möglich, wenn wir uns diese Art von Berührung schenken?
Wenn wir uns damit (nach-)nähren dürfen?
Wenn wir mit absichtsloser Berührung in Kontakt mit einem anderen Menschen sind
und gleichzeitig bei uns selbst bleiben dürfen?
Das ist etwas, das unsere inneren Kinder und auch unser erwachsenes Sein tief erreichen kann.
Wie oft haben wir Berührung anders erlebt, nicht nur in der Sexualität.
Beispiele gibt es sicher unzählige dafür: das achtlose "Über-den-Kopf-Streicheln“ von Kindern im Vorübergehen ...
oder ein Rückenstreicheln, wenn ich traurig bin und weine, das mir sagt:
„Hör auf zu weinen, das ist nicht auszuhalten.“ ...
oder eine Umarmung, die ich „bekomme“, weil die/der Andere Trost braucht - ohne diesen Wunsch vorab zu kommunizieren.
…
Kannst du dich auch an absichtslose Berührung erinnern und das körperlich fühlen?
Wie kannst du dann im Kontakt sein mit dir und dem anderen Menschen?
...
Es ist möglich, das auch mal mit mir selbst auszuprobieren: eine Stelle meines Körpers berühren… absichtslos…
ausprobieren, wie fest oder leicht möchte ich meinen Körper gerade berühren;
ist es genau hier schon passend oder noch stimmiger eine Fingerbreite weiter oben?
Wie fühlt sich das an in mir?
Manchmal tauchen vielleicht auch Gedanken auf oder Bewertungen dieses Körperbereichs.
Wie ist es, wenn ich diese einfach wahrnehme und dann wieder ziehen lasse?
Eine Berührung für mich, einfach so, weil ich es mir wert bin.
Wie gerne würde ich hören oder lesen, welche Erfahrungen du damit machst, schreibe mir gerne, wenn du magst.
Grüße von Herzen und einen berührenden Sonntag,
Patricia
P.S. Ich habe in den letzten Wochen so viele inspirierende Interviews und Podcastfolgen gehört: zu Trauma, Sexualität, Männlichkeit.... Bei Interesse schicke ich dir gerne die Links.
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