Ja zum Leben


Ja zum Leben

Ist es möglich, einfach JA zu sagen?
Zu dem, was war?
Und zu dem, was ist?
Und vielleicht auch noch zu dem, was sein wird? Ohne zu wissen?


Was kann sich zeigen, wenn ich erst mal JA sage? Vielleicht taucht die Angst auf, dass sich dann nie etwas verändert. Oder ich komme in Berührung mit Widerstand, Schmerz oder Ärger.
Möglicherweise gibt es ein Gefühl von Entspannung oder Erleichterung. Was auch immer deine Reaktion, dein Gefühl, deine inneren Bilder sind: Ist es
möglich, sie zu spüren, deiner inneren Stimme zu lauschen? Oder magst du dich bequem hinsetzen, an einem ungestörten Ort, mit einem Blatt
und einem Stift vielleicht. Ein paar Atemzüge bewusst atmen, den Kontakt zur Erde unter dir spüren und dann einfach laut oder in dich hinein JA sagen. Und dir Zeit nehmen wahrzunehmen, wie es sich anfühlt in deinem Körper: wo wird es eng oder weit, wo lebendig oder taub?
Kommen Worte oder Bilder zum Aufschreiben oder Malen. Wie sieht es aus, dein JA zum Leben? Welche Worte beschreiben es? Welche Farben tauchen auf? Vielleicht ist es möglich, dass du für einen Moment frei von Wertung bist, neugierig auf dein JA jetzt gerade. Und wenn du dich auf eine Reise begibst, ausgehend von dem Platz deines Ja zum Leben, was taucht auf in dir, in deinem Körper?


Meine Grundannahme ist, dass alle Menschen vollkommen erwünscht und absolut willkommen sind hier. Dass das Leben immer JA zu uns sagt. Einfach so. Unabhängig von deinem JA.
Dieses JA vom Leben an sich ist meist nicht durchgängig spürbar. Wie oft fühlt sich unser Leben anstrengend an, die Umstände gegen uns gerichtet. Das, was wir wollen, funktioniert nicht, unsere Ziele sind unerreichbar und so weiter. Und wir können das grundsätzliche JA zu uns einfach nicht wahrnehmen. Doch es ist da, immer. Bedingungslos.


Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist unser JA, unser Zustimmen zu unserem Leben. Das bedeutet nicht, dass wir alles gut finden müssen, was ist. Dass wir uns zufrieden geben sollen mit den Ereignissen und Umständen in unserem Leben und vielleicht sogar daran leiden. Für mich bedeutet das Ja zu meinem Leben, dass ich mich mir zuwende. Mit Bewusstheit hinschaue und hinspüre, mir Zeit und Raum gebe, um wahrzunehmen, wie es gerade ist, mein Leben. Und dann, vielleicht mit Unterstützung und unbedingt entschleunigt, mir erlaube, meinen Widerstand, mein Nichteinverstandensein mit
dem Leben, wie es gerade ist, zu spüren in mir. Ohne etwas zu tun oder zu ändern oder zu urteilen.

Wie wäre das, wenn du dich dir auf diese Weise und in deinem Tempo annähern darfst?


Wenn Hände frei davon sind nach etwas zu greifen, können sie handeln.
Sind die Augen frei davon nach anderen Augen Ausschau zu halten, können sie sehen.
Ist das Denken frei von Verstehen, kann Denken geschehen.
In dieser Art des Fühlens, Sehens und Denkens bedarf das Leben keiner Zukunft, um vollständig zu sein

und es bedarf auch keiner Erläuterungen zu seiner Rechtfertigung.
In diesem Augenblick ist das Leben vollkommen.


Alan Watts


Und solche vollkommenen Augenblicke gibt es, sie können sich sogar ausdehnen, zu Minuten, Stunden, Tagen.
Es erfordert Bewusstheit, das JA zum Leben, denn wir sagen dann nicht nur JA zur bunten Blumenwiese und den zarten Schmetterlingen, wir sagen auch JA zum schmerzenden Wespenstich und der kratzigen Distel.
Willst du?



Ginkgo-Veröffentlichung 07/08 2023